2017 WPRD Forschungsserie: Ausgabe #2 – Neue Ergebnisse
Willkommen zur zweiten Ausgabe der SAT-Forschungsreihe 2017. Wir freuen uns, Ihnen dieses Mal eine Studie über die Schädlingsbekämpfung, sowie zwei Projekte vorstellen zu können, die sich auf den Markt für Bio-Produkte in Tansania konzentrieren. In den letzten zwei Monaten waren die Studenten und Studentinnen damit beschäftigt, ihre Daten zu analysieren und ihre Berichte zu verfassen. Hier präsentieren wir die neuen Erkenntnisse:
Balahoza Innocent: Wirksamkeit ausgewählter Pflanzen zur Bekämpfung der Kohlschabe (Plutella xylostella) in Kohl-Gewächsen
Die Kohlschabe ist ein ernstzunehmender Schädling für Gewächse der Familie der Brassicaceen (Kreuzblütler). Die Schädigung des Kohls führt zu Ernteausfällen und einer geringen Marktfähigkeit aufgrund der Kontamination der Köpfe mit Larven und Fraßschäden. Um die Produktionsverluste zu minimieren, verwenden die Landwirte weitgehend synthetische Pestizide. Daher wurde in dieser Studie versucht, organische Maßnahmen zur Kontrolle der Kohlschabe in einem randomisierten Experiment zu untersuchen. Balahoza Innocent verwendete Niem (Azadirachta indica) und Pflanzen aus der Familie der Wolfsmilch-Gewächse (z.B. Euphorbia antiquorum) als Hauptpflanzenstoffe und vermischte sie mit Chili, Zimt, Nelke, Ingwer, Zwiebeln, Knoblauch und Lantana camara (Wandelröschen), zusammengefasst als: andere pflanzliche Materialien (APM)
Die Studie untersuchte zum einen die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und zum anderen deren Anwendungshäufigkeit. Die Ergebnisse zeigten, dass die Anwendung von Niem + Wolfsmilch + APM dreimal pro Woche unter den sieben verschiedenen Behandlungsvariationen die höchste Wirksamkeit gegenüber der Kohlschabe zeigte. Diese evidenzbasierten Erkenntnisse wird unseren Landwirten und Landwirtinnen dabei helfen, die Qualität und Quantität ihrer Kohlproduktion zu verbessern und damit ihr Einkommen zu steigern.
Komba Thobias John: Bio-Gemüseproduktion: Ist es angesichts der Marktlage in Tansania empfehlenswert?
Hauptziel der Studie von Komba Thobias war es, die Wirtschaftlichkeit des ökologischen Landbaus zu beurteilen, sowie die Kosten und Nutzen der ökologischen Erzeugung im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft zu bewerten. Die Studie wurde in den Gemeinden Kinole, Mazimbu, Chamwino und Mkuyuni in der Region Morogoro durchgeführt und betraf jeweils 52 biologische und konventionelle Landwirte und Landwirtinnen. Die Ergebnisse zeigen, dass die ökologische Produktion weniger kostspielig ist als die der konventionellen Landwirtschaft, da die Bauern und Bäuerinnen anstatt teure Industrieprodukte zu kaufen, selbst Düngemittel und Pestizide mit kostenfreien lokal verfügbaren natürlichen Materialien aus der eigenen Umgebung herstellen. Darüber hinaus sind die Einnahmen aus der ökologischen Erzeugung aufgrund der höheren Preise für Bioprodukte höher. Das sind wertvolle Erkenntnisse für unsere Bio-Bauern. Kilimo hai!
Bilasmmasi Agness: Situationsanalyse zu Vertriebs- und Marketingstrategien von Bio-Landwirtschaftsprodukten in der Region Morogoro
Eine der größten Herausforderungen, mit denen unsere Bio-Landwirte und Landwirtinnen konfrontiert sind, ist die Vermarktung ihrer Produkte. Deshalb analysierte Agness Bilasmmasi die Verteilungs- und Marketingstrategien von Bio-Produzenten in der Region Morogoro anhand von Fragebögen und Gruppendiskussionen. Die Studie zeigt, dass das Bewusstsein und Verständnis für den ökologischen Landbau trotz des Fehlens eines eigenen Bio-Marktes in der Region Morogoro wächst. Nichtsdestotrotz ist es für die Kunden bislang schwierig, zwischen ökologischen und konventionellen Produkten auf dem lokalen Markt zu unterscheiden. Die Bereitschaft einen besseren Preis für Bio-Produkte zu zahlen, ist deshalb gering. In ihrer Studie kommt Agness zu dem Schluss, dass innovative Marketing- und Vertriebsstrategien für Bio-Produkte notwendig sind, um den Bedürfnissen der bestehenden Marktnachfrage nachzukommen. Aufgrund der Wiedereröffnung des SAT Bio-Ladens, in dem frische Bio-Produkte von zertifizierten Bauerngruppen angeboten werden, sind die Ergebnisse der Analyse aktuell für SAT und die ausgebildeten Bio-Bauerngruppen besonders relevant.
In der nächsten Ausgabe der SAT Forschungsreihe 2017 werden wir Sie über das diesjährige Treffen des Arbeitskreises für partizipative Forschung (WPRD) auf dem Laufenden halten.